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Breitseite

Für Fritz Indra ist die E-Mobilität nicht mehr als ein Hype

15. Juni 2020 agvs-upsa.ch – «Elektroautos sind ein Betrug an der Umwelt.» Unter diesem Titel veröffentlichte die SonntagsZeitung ein Interview mit dem legendären Motorenentwickler Fritz Indra. Der 80-Jährige sieht die Zukunft des Automobils in E-Fuels.
 

Für den legendären Motorenentwickler Fritz Indra leistet die Elektromobilität keinen Beitrag zum Klimaschutz. Quelle: Daniel Reinhard

sco. Mit bis zu 9000 Euro Kaufprämie will die deutsche Regierung den Kauf von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden fördern. Dies als Massnahme, um der deutschen Autoindustrie im Nachgang zur Corona-Pandemie möglichst rasch wieder auf die Beine zu helfen. Friedrich «Fritz» Indra lässt in der SonntagsZeitung vom 7. Juni kein gutes Haar weder an dieser Kaufprämie noch an der Elektromobilität an sich.
 
Der Österreicher, der sich zeit seines Berufslebens mit der Konstruktion von Verbrennungsmotoren beschäftigt hatte und der Elektromobilität stets kritisch gegenüberstand, sieht keinen Boom der E-Mobilität, sondern höchstens einen Hype. «Der Boom mag auf einige wenige Länder zutreffen, wo gerade – wie in Deutschland – die Förderbeiträge erhöht wurden, aber global stimmt das überhaupt nicht. Als China und die USA letztes Jahr die Unterstützung von E-Autos reduzierten, gingen dort die Verkaufszahlen stark zurück. Die globalen Zulassungszahlen 2019 sind deshalb verglichen mit 2018 praktisch gleichgeblieben.»
 
Seit Jahren werde verkündet, dass das E-Auto den Durchbruch schaffen werde, so Indra: «Alle Prognosen sind illusorisch. Denn die Menschen kaufen nichts, das schlechter ist als das, was sie haben – und fahren weiter mit den bewährten Verbrennern herum. Denn es ist weit und breit nichts in Sicht, das den Kunden die gleichen Vorteile bieten kann wie ein Produkt, das seit mehr als 100 Jahren von Millionen von Ingenieuren konsequent weiterentwickelt und verbessert wurde.»
 
Für Indra leistet die Elektromobilität auch keinen Beitrag zum Klimaschutz: «Die benötigten Rohstoffe für die Batterien wie Kobalt oder Lithium werden unter menschenunwürdigen Bedingungen im Kongo und in Chile abgebaut. Bei der Produktion der Batterien in Asien wird billiger und ‹schmutziger› Strom aus den dort üblichen kalorischen Kraftwerken verwendet.»
 
Das umwelt- und klimaschonende Image der Elektroautos sei vor allem eine Frage der Vermarktung – insbesondere durch die Politik, so der Österreicher weiter: «Dabei wurde bewusst oder unbewusst die globale Herstellkette übersehen. Sicher haben schon viele Politiker bemerkt, was sie da angerichtet haben. Etwas zu fördern, das keinen Beitrag zum Klimaschutz leistet, ist für global denkende Menschen unverantwortlich.»
 
Als «Marketinggenie» bezeichnet Fritz Indra den Tesla-Gründer Elon Musk: «Er ist bis jetzt der einzige Gewinner des Hypes um das Elektroauto.» In der Schweiz gehört das Tesla Model 3 mittlerweile zu den meistverkauften Autos. Das habe mit der Kaufkraft zu tun, erklärt Indra, und relativiert diese Verkaufszahlen im gleichen Atemzug: «In der Schweiz gibt es überdurchschnittlich viele Menschen, die sich einen Tesla leisten können. Viele Tesla-Fahrer haben aber auch noch einen Ferrari oder einen Porsche in der Garage stehen.»
 
Für den 80-Jährigen, der in seiner Karriere unter anderem bei BMW, Audi, Opel und GM gearbeitet hat und nach wie vor als Honorarprofessor an der Technischen Universität Wien lehrt, ist nicht die Batterie die Antwort auf den Klimawandel – es sind synthetische Treibstoffe: «Solche Kraftstoffe nehmen bei der Produktion CO2 aus der Luft auf. Bei der Verwendung in alten oder neuen Verbrennungsmotoren entsteht wiederum CO2. Insgesamt werden die Verbrennungsmotoren so absolut klimaneutral und sind gesamtheitlich betrachtet viel besser als E-Antriebe. Es wäre sinnvoller, die Fördergelder in die Entwicklung von synthetischen Treibstoffen zu stecken.»
 
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